Füße im Fokus: Podologin Frau Kiefer über die Risiken von "Gesundheitsandalen" und Tipps für gesunde Füße
Im Gespräch: Marco Vathke, Orthopädieschuhmacher, und Frau Kiefer, Podologin – Einblicke in die Fußgesundheit
1. Vorstellung und Hintergrund Frau Kiefer, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Könnten Sie sich bitte vorstellen und uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang sowie Ihre Tätigkeit im Bereich Fußpflege und Podologie erzählen? Welche Erfahrungen haben Sie in den vielen Jahren Ihrer Praxis gesammelt?
Vielen Dank für die Einladung. Ich bin seit 34 Jahren medizinische Fußpflegerin und habe im April 2007 erfolgreich die Prüfung zur Podologin abgelegt. Ich wohne im schönen Saarland und betreibe seit 2009 eine podologische Praxis in einem Ärztehaus in Dillingen. In dieser Zeit habe ich mich auf zahlreiche Fußproblematiken spezialisiert, insbesondere auf Rollnägel, Nagelpilz, bzw. Strukturveränderungen der Zehennägel sowie eingewachsene Nägel und die Fußgesundheit bei Diabetes. Dabei ist es mir besonders wichtig, jedem Patienten durch argumentierende Beratung dieser Probleme, individuell gerecht zu werden und positive Veränderungen zu ermöglichen.
2. Problematische Korksandalen mit hochgezogenen Fußbett Aus Ihrer Erfahrung als Podologin, was sind die Hauptprobleme, die Sie mit Korksandalen feststellen, insbesondere solchen mit hochgezogenen Fußbetten? Welche biomechanischen Aspekte sind hier von Bedeutung?
Korksandalen mit seitlich hochgezogenen Fußbetträndern können ernsthafte Probleme für die Fußgesundheit verursachen. Sie verändern die Biomechanik des Fußes, da der Fuß während des Gehens nicht richtig abrollt. Er rutscht bei jedem Schritt nach vorne, was zu einer erhöhten Reibung an den Kanten der offenen Schuhen führt. Diese Reibung kann Hühneraugen, Hornhautbildung und Risse an den Fersenkappen verursachen. Es ist wichtig zu verstehen, dass eine gesunde Fußhaltung bei Sandalen und offenen Schuhen, eher durch Fußbettformen ohne hochgezogene Ränder entsteht.
3. Selbsthilfe und Alternativen Wenn man auf solche Gesundheitsfußbetten nicht verzichten möchte, gibt es Methoden, um die negativen Auswirkungen auf die Fußgesundheit zu mindern? Welche Tipps würden Sie unseren Lesern geben? Gibt es sinnvolle Alternativen zu Korksandalen, die trotzdem modisch und bequem sind?
Es gibt Wege, um die negativen Auswirkungen von Korksandalen zu mindern. Ich empfehle, offene Schuhe ohne Fußbett mit hochgezogenem Rand zu wählen und regelmäßig die Füße zu pflegen – z.B. durch das sanfte Bearbeiten der Fersen mit einem Bimsstein und anschließendes Eincremen und der gelegentlichen Verwendung von Hornhautreduzierungscreme. Darüber hinaus würde ich flache Schuhe mit geraden Fußbetten und weichen Sohlen empfehlen, um die Belastung für die Füße zu verringern. Vorraussetzung ist hier aber, das die Füße keine weiteren Fußproblemen unterliegen. Solche Schuhe fördern eine gesunde Fußstruktur und somit auch das allgemeine Wohlbefinden. Auch Barfußschuhe sorgen, entgegen weitläufiger Meinung, für weniger Hornhautbildung. Wie immer gilt: Jeder Fuß und Mensch ist unterschiedlich was für den einen passt ist für den nächsten unmöglich, daher wenden Sie sich bei Fragen an einen Experten oder Fragen Ihre Podologen/in.
4. Erhöhter Aufwand in der PodologieWie wirkt sich die Verwendung von hochgezogenen Fußbettungen auf Ihre Arbeit in der Praxis aus? Welche zusätzlichen Maßnahmen ergreifen Sie, um den Problemen Ihrer Patienten nach dem Tragen solcher Schuhe gerecht zu werden?
Die Verwendung von hochgezogenen Fußbettungen führt häufig zu wiederkehrenden Problemen, die ich in der Praxis behandeln muss. Daher ist eine sorgfältige und individuelle Beratung entscheidend. Ich arbeite mit meinen Patienten daran, ihre Fußgesundheit zu verbessern und stelle spezielle Pflegehinweise zur Verfügung. Oft müssen wir auch an der Hornhaut und an anderen Fußproblemen wie Hühneraugen und Schwielen gezielt arbeiten.
5. Übertragbarkeit des Problems Lässt sich das Problem, das Sie bei diesen Gesundheitsfußbetten beobachten, auch auf andere Schuharten oder Einlagen mit stark gewölbten Rückfußformen übertragen? Welche Beobachtungen haben Sie in diesem Zusammenhang gemacht?
Ja, das Problem lässt sich tatsächlich auf andere Schuharten und Einlegesohlen mit stark gewölbten Rückfußformen übertragen. Viele Menschen sind sich der negativen Auswirkungen solcher Schuhe nicht bewusst, was zu ähnlichen Fußproblemen führt. Besonders bei breiteren Füßen, die eine vermehrte Hornhautproduktion aufweisen, können die Fehlbelastungen erhebliche Konsequenzen haben.
6. Fußgesundheit allgemein Welche allgemeinen Tipps können Sie Menschen geben, um ihre Fußgesundheit zu fördern? Gibt es bestimmte Übungen oder Pflegepraktiken, die Sie empfehlen?
Es ist entscheidend, regelmäßig auf die Fußgesundheit zu achten. Ich empfehle Massagerollen, um die Füße sanft zu entspannen und die Durchblutung zu fördern. Ein wohltuendes Fußbad vor der Massage kann Wunder wirken. Auch das regelmäßige Eincremen der Füße sollte nicht vernachlässigt werden. Das sind einfache, aber effektive Methoden, die sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken.
7. Einfluss der Lebensweise Inwiefern spielt der Lebensstil Ihrer Kunden eine Rolle bei der Entstehung von Fußproblemen? Gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die Sie häufig bei Ihren Patienten beobachten?
Der Lebensstil spielt eine erhebliche Rolle. Viele Menschen bewegen sich zu wenig oder tragen unangemessene Schuhe. Eine sitzende Lebensweise kann die Fußgesundheit gefährden. Es ist wichtig, aktiv zu bleiben und die Füße regelmäßig zu bewegen. Unsere Füße sind für die Bewegung gemacht. Auch das Tragen von unpassenden Schuhen führt häufig zu Problemen, die lange Zeit unbemerkt bleiben.
8. Innovative Trends in der Fußpflege Sehen Sie aktuelle Trends oder Innovationen in der Schuhindustrie oder Fußpflege, die eine positive Auswirkung auf die Fußgesundheit haben könnten? Welche Entwicklungen verfolgen Sie aufmerksam?
Ich beobachte, dass zunehmend Augenmerk auf ergonomische Designs und der Gesundheit der Füße gelegt wird. Dennoch sind viele der Vorschläge, wie etwa das "Gesundheitsfußbett", oft irreführend. Es ist wichtig, dass Verbraucher sich gut informieren und verstehen, dass nicht alle Angebote tatsächlich gesund sind. Ich setze mich dafür ein, dass auch Alternativen zu Gesundheitsfußbetten (offene Schuhe ohne diese umlaufenden Seitenränder) mehr Beachtung finden und hoffe, dass durch Aufklärung die Fußgesundheit in den Vordergrund rückt.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Antworten behilflich sein und freue mich, wenn meine Ratschläge helfen, die Fußgesundheit Ihrer Leser zu verbessern.